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Im Wittener Wiesenviertel ist immer viel los und ein Ort der so bisschen versteckt ist und nicht sofort von der Straße erkannt wird, ist das Roxi. Joscha Denzel macht Programm im Roxi und ist sprach mit Marek Schirmer im „Lokal“.
Das Roxi das gibt es schon länger, aber Joscha sag es noch mal wo ist das genau?
Joscha Denzel: Das Roxy das ist quasi im Herzen des Wiesenviertel – es ist auch nicht so groß. Es ist eine schöne kleine Hinterhofbühne und die sitzt genau in dem Hinterhof hinter den Kneipen Knuts und Raum, d.h. wenn zu uns neue Gäste kommen, müssen wir die erstmal durch die Kneipen lotsen und dann steht man im Hinterhof, es geht eine kleine Treppe hoch und dann ist man im Roxy. Es ist ein schöner kleiner Raum, vielleicht 100 Leute passen da stehendrein, mit Bachsteinwänden, einer Bühne und da machen wir unser Programm.
Das Roxy entwickelt sich zu einem Veranstaltungsort, wo tatsächlich sehr häufig etwas stattfindet. Wenn ich so überlege, ganz am Anfang da war mal sporadisch etwas los. Ich hab‘ es auch nicht so richtig mitgekriegt. Wenn ich mir jetzt das Programm für die nächsten Wochen angucke, dann ist da teilweise mehrfach in der Woche Programm, sogar morgens und abends. Sag mal, was findet da alles statt?
Joscha Denzel: Ich bin ja ganz froh das wir so einen bunten Mix an Veranstaltung haben und wir haben tatsächlich von unserer richtig schön Kindertheaterreihe „Klein Roxi“, die von Britta Lennardt kuratiert wird bis zu Konzerten – also wir hatten jetzt am Wochenende eine Band aus der Schweiz da und eine aus Berlin – über Theaterveranstaltung, Workshops und Kino ganz viel vielfältiges Programm. Ich freue mich, dass man halt an dem einen Abend im Konzert feiern kann und am nächsten Tag geht man ins Theater und alles in diesem einen Raum.
Man muss sagen, der Platz in dem Raum ist so bisschen beschränkt, das ist jetzt nicht das große Saalbau – was wir in Witten alle kennen, weil es seit den siebziger Jahren existiert – sondern es ist ein kleiner gemütlicher Raum für 100 Leute.
Joscha Denzel: Genau, wenn wir ein Stehkonzert haben und dann 100 Leute da reingehen, dann ist es wirklich pickepacke voll, d.h. bei 90 Leuten überlege ich mir es dann schon, ob wir dann in dem Moment ausverkauft rufen.
Im Roxi findet demnächst so viel statt, Du hast in das Programm geguckt und das hast es auch wahrscheinlich zusammengestellt. Was sind denn die Highlights?
Joscha Denzel: Oh, ich freue mich am 26. Oktober auf die zweite Vorführung von „Der Gott des Gemetzels“. Da spielt ein Theaterensemble dieses Stück von Yasmina Reza, was man vielleicht von dem berühmten Kinofilm kennt.
Dann freue ich mich vor allen Dingen auf die Konzerte, die so stattfinden. Wir haben dann am 9. November Jason Pollux zusammen mit Aniyo Kore. Das ist ganz, ganz toller Synthi-Sound und soulige Stimme. Da freue ich mich sehr drauf.
Lass uns doch mal bei dem ersten bleiben. Du hast gesagt, Theaterensemble Madcaps. Wo kommen die her?
Joscha Denzel: Die kommen aus Witten und Bochum.
Ach, ich kannte die jetzt gerade alle nicht. Worüber ist das Stück? Da gibt es zwei Familien die sich irgendwie streiten, dann artet der Streit richtig aus.
Joscha Denzel: Ich will auch nicht so viel verraten, aber das ist die Situation. Eigentlich treffen sich zwei Ehepaare ganz gesittet im Wohnzimmer, der eine Sohn hat den anderen mit einem Stock geschlagen und jetzt geht es darum diese unangenehme Situation aus der Welt zu schaffen und natürlich bewahren beide Ehepaare nicht den Schein.
Du sprichst ja von Kindern, ist das auch etwas für Familie?
Joscha Denzel: Das Stück kann man sich durch aus auch zusammen angucken, auf jeden Fall. Ich bin aber auch sehr froh, dass wir explizit eine Reihe für Kinder haben. Da habe ich das Glück, dass ich gar nicht alleine das ganze Programm mache, sondern wir haben einige Reihen, wo die Leute mit großem Engagement dahinter stehen, selber ihr Programm zusammen zu bauen und das ist zum Beispiel unsere Kinder Theaterreihe „Kleines Roxy“ – immer einmal im Monat, am ersten Sonntag, in den Wintermonaten.
Das nächste Stück ist am 3. November „Würfelbrot“ und das ist – glaube ich – sehr, sehr schön und spannend, weil es mit einem ganz speziellen Feingefühl sich der Situation nähert, wie ist das eigentlich, wenn jetzt plötzlich jemand Neues in die Familie kommt – in dem Fall nämlich ein Cousin und dieser Cousin ist Autist. Wie die Tochter damit umgeht, das ist das Thema dieses Stückes.
Das im Roxy sehr viel stattfindet, sieht man schon daran, dass nach dem BrilLe-Theater am 3. November sofort ein Tag später am 4. November „One-World-Session“ stattfindet. Da sind ganz viele Menschen auf dem Bild, die einladen da vorbeizukommen. Was machen die Joscha?
Joscha Denzel: Diese „One-World-Session“ – das finde ich ganz toll – das ist eine Kooperation mit der Musikschule hier in Witten, die schon seit einer ganzen Zeit das „One-World-Orchester“ haben. Da geht es also darum gemeinsam Musik aus allen Ecken der Welt zu entdecken, unter der Leitung von Gilda Razani ist das. Die Musikschule hatte Lust das noch weiter in die Stadt zu tragen – offen zu sein – und dementsprechend gibt es jetzt eine Session. Wir haben erst einmal zwei Termine gemacht – im November und dann noch mal im Februar. Bei der „One-World-Session“ sind alle Menschen willkommen, die Lust haben miteinander Musik zu machen und idealerweise mit Instrumenten aus der ganzen Welt.
Wenn ich mir das Programm so angucken, wenn ich mal schnelle Musik hören will gibt es da auch waa?
Joscha Denzel: Auf jeden Fall, zum Beispiel ein ganz tolles Konzert ist am 16. November. Die Kombination von der „Waveland Gang“ hier aus Witten, zusammen mit „5 Minuten Liebe“, die kommen aus Hannover. Das mag ich total, wenn man so zwei Bands zusammenbringt.
Die „Waveland Gang“ sind tatsächlich hier von Vorort und haben noch im Dezember durch Zufall im Roxy gespielt – da hatte sich jemand anders eingeladen – und haben sich seitdem unfassbar entwickelt – jetzt mit Kontrabass. Die machen nämlich im Grunde Folk aber mit so einer Punkattitude. Da geht total nach vorne.
„5 Minuten Liebe“ – das ist dann eine Band die ziemlich ausgefuchsten Pop machen. Klingt sehr, sehr modern, total Tanzbar, es wird also ein tolles Konzert.
Jetzt haben wir ganz viel über Konzerte gesprochen, die bei euch stattfinden. Sind aber nicht nur Konzerte, es sind feste Reihen, die regelmäßig stattfinden. Ich etwas über Tanz gelesen. Was habt Ihr noch? Jazz?
Joscha Denzel: Jetzt sind wir wieder bei Konzerten bei Jazz – da bin ich total froh – das „Jazzkollektiv Ruhr“, das ist eine Bande von Enthusiasten – muss ich sagen. Die lieben Jazz. Das sind alles Jazzmusiker_Innen aus dem Ruhrgebiet und die kuratieren diese Reihe. Das heißt, die laden ihre Lieblingsbands ein. Einmal im Monat kann man sich darauf verlassen bei Roxi-Jazz unglaublich moderne spannende Jazzbands zu erleben. Da ist es immer voll, also ich bin total froh, dass wir sie hier im Roxi haben.
Ist es leicht Jazzmusiker überhaupt zu finden und nach Witten zu locken?
Joscha Denzel: Es gibt tatsächlich eine ganz tolle große Szene gerade im Ruhrgebiet. Wir haben die Folkwang Universität in Essen, wo man Jazz studieren kann. Die Kölner sind toll. Und selbst aus Arnheim ist nicht weit hierher zu fahren.
In Dortmund gibt es das „Domizil“, das ist eine bekannte Adresse, entwickelt sich jetzt Roxy zur einer Jazz-Adresse oder in welche Richtung wird es denn beim Roxy gehen?
Joscha Denzel: Also beim Roxy bin ich froh, dass wir so vielfältig sind. Ich hätte nichts dagegen, dass wir noch mehr Jazz anbieten. Ich glaube da gibt es wirklich auch das Publikum. Es gibt hier eine riesen Szene an Leuten, die Lust auf frischen modern Jazz haben. Warum nicht?
Wir haben gerade schon darüber gesprochen, dass Jazz stattfindet, da hast du gesagt, das ist zwar eine Reihe, aber es gibt noch so andere regelmäßige Veranstaltungen.
Joscha Denzel: Wir zum Beispiel immer unsere 120 Minuten Party, denn wir sind mit dem Roxy ja mitten im Wohngebiet und verstehen uns zum Glück gut mit unseren Nachbarinnen und Nachbarn. Darum geht’s ja auch irgendwie im Wiesenviertel. Wenn wir Party machen, dann eben nur zwei Stunden lang. Alle können sich darauf verlassen um Punkt 22:00 Uhr ist Schluss. Das ist das coole, d.h. bei uns „Roxy auf 120“, da laden wir verschiedene DJs ein und das ist dann in der Regel donnerstags und jetzt im Oktober ging es los und die nächste 120 Minuten Party im November, die ist dann am 14. November mit Vincent Wirt, der legt so solingen Funk auf Vinyl. Macht total viel Spaß.
Wo kriegt man DJs in Witten her? Witten ist mir als DJ Hochburg noch nicht aufgefallen.
Joscha Denzel: Ich war auch lange nicht in der Szene drin, aber ich merke, wenn man fragt dann findet man tatsächlich die Leute. Im Umfeld des Unikats-Clubs von der Uni gibt es ganz, ganz viele Jungs und Mädels, die total Bock haben aufzulegen und die auch richtig gut sind.
Der Vincent es jetzt zum Beispiel aus der Essener Szene. Da haben wir auch „onquiet“ – das ist der Resident aus dem Goethebunker – der bei uns auflegen wird. Es gibt schon eine gute große Szene.
Ich kann mich erinnern an das Wiesenviertelfest, da legte irgendwie gefühlt jede Stunde, jede zweite Stunde ein andere DJ_ane auf. Ich habe mir schon gedacht wo kommen die denn alle her? Einige auch Studenten der Universität Witten Herdecke die sich das beigebracht haben und die da richtig coole Musik auflegen.
Joscha Denzel: Ja genau.
Sagst du nochmal wann?
Joscha Denzel: Die nächste 120 Minuten Party ist am 14. November und dann geht es um Punkt acht Uhr los und um Punkt zehn ist Schluss.
Ist das dann immer irgendein bestimmter Tag in der Woche, wann es stattfindet? Gibt es da eine Regelmäßigkeit?
Joscha Denzel: Ja, wir versuchen immer den zweiten Donnerstag im Monat zu wählen. Können das aber nicht immer garantieren, weil manchmal ist da einfach ein Feiertag. Gerade die Donnerstage sind da ja belastet. Aber donnerstags – am Anfang des Monats und dann einfach im Programm gucken – 120 Minuten Party.
Wenn es ums Tanzen geht, dann bin ich ehrlich gesagt jemand mit zwei linken Bein und wahrscheinlich bin ich für Lindy Hop gar nicht der richtige Ansprechpartner. Hätte ich nicht gelesen, hätte ich gedacht das ist eine Art Hip-Hop. Joscha Denzel sagte mir, „nee“ das ist ja gar kein Hip-Hop, das ist Tanzen. Lindy Hop Tanzen mit Amelie. Wer ist Amelie?
Joscha Denzel: Amelie ist bei uns quasi Dozenten für Lindy-Hop – schon ganz, ganz lange. Diese Reihe – wir nennen es „Roxi-Hop“ gibt es schon ewig im Roxi. Und da tatsächlich ganz zuverlässig, es sein denn sie ist mal krank, gibt es einmal im Monat tanzen „Lindy Hop“ mit Amelie. Das ist natürlich offen für alle, auch für diejenigen, die wie Du jetzt sagen, ich bin gar nicht so ein Tänzer. Wenn man Lust hat das mal auszuprobieren, ist es ein Tanz der total viel Spaß macht, weil man zu Musik aus den 30er-Jahren tanzt. Wir haben das dann auch schon mal, dass wir tatsächlich eine Swing-Band einladen, die dann spielt, so als Highlight zweimal im Jahr. Das macht total viel Spaß.
Du stehst aber auch mal auf der Bühne. Sonst sieht man dich hinter dem Mischpult. Im November wirst du tatsächlich im Roxy auf der Bühne stehen. Ich gehe davon aus, weil ich schon mal bei einem Konzert von „Figur Lemur“ im Roxy war, das ist nicht leer sein wird. Also bei dem letzten, das ich da gesehen habe, war brechend voll. Ihr habt großen Fanclub in Witten. Ihr kommt ja ursprünglich aus Witten. „Figur Lemur“ am 29. November und das Roxi finden wir auf …
Joscha Denzel: Auf roxi-witten.de im Wiesenviertel, Wiesenstraße 25.
Und Roxi schreib ich wie?
Joscha Denzel: Ohhh, das ist wichtig, mit „i“. Ich werde von vielen alten Wittener_Innen angesprochen: „Es gab doch mal das alte Roxy“. Zugegeben der Name ist geklaut, weil es irgendwie schön ist eine solche Reminiszenz zu haben aber wir haben dann aus dem „y“ ein „i“ gemacht. Also Roxy mit „i“. Roxy minus witten punkt de.