Die Erfahrung Wittener Fahrgäste mit dem Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) erfragten Maren Korbanka und Marek Schirmer für ihre erste Antenne Witten Sendung. Fahrgäste der VER-Buslinie 371 und der Bogestra-Linie 375 berichten darin von ihren Erfahrungen mit dem „ÖPNV im Nordkreis“.
Buslinie 371
Im Sommer 2005 hat die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) die Buslinie 371 in Witten von der Bogestra übernommen. Unser Reporter fragte die Fahrgäste, wie zufrieden sind sie mit ihrer Buslinie und, ob sie die Veränderung gemerkt haben. „Zufrieden bin ich eigentlich nicht“, sagt Student Andreas. Er pendelt zwischen Witten-Stockum und der Technischen Universität Dortmund. Der S-Bahn-Anschluss ist sehr schlecht, der Bus wartet sehr selten den S-Bahn-Anschluss ab, bemängelt der Stockumer. Dann muss er 20 Minuten auf den nächsten Bus warten. In der Gegenrichtung hat der Bus oft Verspätung, dann bekommt er keinen Anschluss an die S-Bahn in Richtung Dortmund. Ein anderer Fahrgast bemängelt, dass die Busse überpünktlich sind, sie fahren eher als sie sollen und eine Fahrgästin findet, dass es so gut und so schlecht wie vorher mit der Bogestra klappt. Die Busse sind genauso pünktlich oder verspätet wie vorher auch, das Outfit ist bisschen anders geworden, ansonsten hat sich nichts geändert, meint ein Fahrgast. Wir merken schnell, dass die Pünktlichkeit ein Problem hier ist. Die „Verbindung geht manchmal daneben, die S-Bahn kommt zu früh oder der Bus zu spät. Eins von beiden passiert immer,“ meint eine Studentin und lächelt. Sie zieht einen Vergleich zum Auto: „An Uni hat man Probleme Parkplatz zu finden.“ Ein Fahrgast kennt die Ursache des Übels: „Die S-Bahn kommt zu spät aus dem Sackbahnhof in Dortmund – manchmal zwei 2 – 3 Minuten – dann sind die Anschlüsse in Oespel verloren.
Das Problem ist hinreichend bei der VER bekannt, bestätigt Fritz Lotz, Geschäftsführer der VER:
„Wir haben auf der Linie 371 manchmal Probleme mit der Pünktlich. Ich möchte unsere Fahrgäste um Verständnis bitten, denn wir müssen einmal den Anschluss in Dortmund-Oespel an der S-Bahn abwarten und unsere Fahrer stellen leider immer wieder fest, dass die S-Bahn von Dortmund – obwohl sie erst weniger Station gefahren ist – dort schon unpünktlich ankommt.“
Die Fahrgäste der Linie 371 sind verwöhnt. Bis 1991 verkehrte die Buslinie immer nur zwischen Witten Rathaus und Stockumer Bruch Wendeschleife. Verspätungen gab es selten und immer viele freie Sitzplätze in Stockum. Zwei Änderung der Linienführung erfolgten mit der Eröffnung des neuen Campus der Universität Witten/Herdecke. Die Buslinie bog fortan in die Gleiwitzer Straße, statt an ihr zu halten und wurde über den früheren Linienweg der Linie 373 nach Dortmund-Oespel erweitert.
Die VER erreichen Beschwerden aus Witten-Stockum, gibt Lotz zu: „Die Fahrgäste, die in Stockum und auf den weiteren Haltestellen Richtung Witten Rathaus einsteigen, haben für Verspätung wenig Verständnis.“ Sie wollen ihren Anschluss in der Stadtmitte erreichen. „Die Verspätung aus Dortmund können die Fahrer nicht in jedem Fall aufholen und auch an der Schranke im Bebblesdorf entstehen manchmal Wartezeiten, die dazu führen, dass Anschlüsse in Witten an die Straßenbahn oder in die anderen Buslinien der Bogestra nicht immer erreicht werden können.“
Die VER verschweigt jedoch, dass solange die Bogestra die Buslinie 371 bediente, die Fahrer sich über Funk miteinander verständigen und ihren Anschluss zu anderen Buslinien sichern konnten. Zwischen den Bussen der VER und der Bogestra gibt es keine Funkverbindung.
Fahrgäste nannten auch den Wunsch, dass die Buslinie 371 auch in der Schwachverkehrszeit abends und am Wochenende nach Dortmund-Oespel verkehrt. Eine Fahrgästin meint, der S-Bahn Anschluss wurde gemacht, damit die Studenten aus Dortmund zur Universität nach Witten fahren können. Die Begründung warum der Bus nicht fährt lautet, dass die Studenten den Bus am Wochenende nicht brauchen. Der wäre für die anderen Fahrgäste notwendig, den würden dann viel mehr Fahrgäste nutzen, wenn sie wissen würden, dass die Linie 371 zur S-Bahn fährt. Diese Anregung erreichte die VER bereits. Die VER habe die Linie so übernommen, wie die Bogestra diese lange Jahre bediente. Wir sprechen den langen Donnerstag an, die Geschäft haben bis 20:30 Uhr geöffnet, die letzte Fahrt aus Dortmund-Oespel nach Witten erfolgt bereits um 19:26 Uhr. Verkäuferinnen und Verkäufer die mit dem Bus zur Arbeit fahren, können diesen für die Rückfahrt nach Hause nicht nutzen. Lotz verweist auf den neuen Nahverkehrsplan, den nun auch der Ennepe-Ruhr-Kreis zum ersten Mal aufstellt. Anregungen der Fahrgäste werden an die Kreisverwaltung weitergereicht und es wird überlegt, ob es ermöglicht werden kann, sichert Lotz zu. Die Kosten ab der Stadtgrenze muss die Stadt Dortmund übernehmen, die den Mehraufwand nicht immer bereit ist zu tragen.
Fahrplanwechsel am 2. / 3. Juni 1996
Die VER wird mit dem Fahrplanwechsel am 2./3. Juni 1996 zwei Buslinien von den Hagener Straßenbahn übernehmen. Es werden die Buslinien 553/555 zwischen Gevelsberg-Vogelsang / Wetter / Herdecker mit Endstelle am Herrentisch eingerichtet.
Wechsel der Konzessionsnehmer
Den Wechsel einige Buslinien von den Verkehrsunternehmen aus den benachbarten Städten zur Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr begründet Lotz mit knappen Finanzmitteln der Kommunen im Kreis. Die Leistungen werden auf die VER umgeschichtet, weil sie bislang etwas kostengünstiger fährt, als die anderen hier tätigen Unternehmen. Der Ennepe-Ruhr Kreis kann damit für seine Bürger einen Kostenvorteil hereinholen.
Probleme anderer Linien
Während unserer Umfrage sprechen wir auch mit Fahrgästen anderer Linie. Fahrgäste beobachten den zunehmenden Zeitdruck der Fahrer wegen der immer enger werdenden Umlaufzeiten. Die Fahrer können so den Bedürfnissen der älteren Leute und Eltern mit Kindern nicht gerecht werden. Sie fahren sofort los und haben keine Gelegenheit sich festzuhalten. „Ich lege das weniger den Fahrern zu Last, als dem engen Zeitplan,“ sagt eine ältere Fahrgästin. Die Vergabe der Linie 375 an einen Subunternehmer wird von einer Fahrgästin kritisiert. Die Fahrer wären unfreundlich, der Abstand zwischen Bordsteinkante und dem Fahrzeug wäre durch schlechtes Anfahren zu groß, was Senioren den Ausstieg erschwert. Die Busse springen nicht an, die Türen schließen nicht, so dass der Wagen alle zwei Meter stehen blieb und der Fahrer versuchte die Türen zu schließen. Bei der Fahrgästin entsteht der Eindruck, der Subunternehmer setze die letzten Busse auf der Linie 375 ein. Andere Fahrgäste bemängeln zu wenige Sitzplätze, Haltegriffe und viele Verspätungen. Schuld daran ist die „Glückauf-Schranke“ an der Stockumer Straße.
Wünsche
Fahrgäste wünschen sich auch eine bessere Anbindung an die Ruhr-Universität und die Innenstadt von Bochum, z.B. durch den Lückenschluss der Straßenbahnverbindung zwischen Heven Dorf und Hustadt. Doch erstaunlich viele Fahrgäste sind mit dem Busangebot in Witten zufrieden.
Die Sendung wird am Mittwoch, 29. Mai 1996, um 18:04 Uhr auf den Frequenzen von „Radio en“ ausgestrahlt. Die Sendung wurde beim Krankenhausfunk Witten produziert, die technische Obhut hatte Christian Pfarre.