Mit dem neuen Förderprogramm „Mediale Partizipation im lokalen Raum“ finanziert die Landesanstalt für Medien NRW (LfM NRW) Projekte von Bürgern, die eigene Hörfunk- und Fernseh-Sendungen gestalten. Die bürgermedialen Projekte werden im Jahr 2021 mit insgesamt 100.000 Euro gefördert. Der Landesverband Bürgermedien NRW bemängelt Kürzungen der Förderung um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr.
Bürgerbeteiligung ist besonders in Zeiten schnelllebiger Berichterstattung im Internet ein wichtiger Bestandteil einer vielfältigen und lebendigen Medienlandschaft. In NRW können Bürger neben dem Internet auch noch das Bürgerradio im Lokalfunk, das Bürgerfernsehen NRWision und die gleichnamige Mediathek nutzen, um ihre Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Gefördert werden neue Projekte mit einem Schwerpunkt zur Stärkung lokaler Identität, sowie Angebote zur Integration und Inklusion aller Menschen. Institutionen, Vereine und Akteure mit innovativen Projektideen können ihre Projektanträge bis 29. März 2021 bei der LfM NRW stellen.
„Besonders im lokalen Raum ist bürgermediales Engagement von zentraler Bedeutung. Die Bürgermedien bringen die Themen auf, die die Menschen vor Ort betreffen. Sie ermöglichen es den Menschen, ihre Stimme in die Öffentlichkeit zu bringen und sind ein Stabilisator unserer Demokratie“,
so Ernst-Wilhelm Rahe, Vorsitzender des Ausschusses Medienkompetenz und Bürgermedien der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW.
Vom neuen Förderprogramm „Mediale Partizipation im lokalen Raum“ erhofft sich die Anstalt neue Impulse und Formate, um bürgermediale Angebote im Kontext digitaler Medien neu auszurichten und weiterzuentwickeln zu können. Neue Angebote sollen möglichst auch ins Digitale wirken und Anknüpfungspunkte zur Medienbox NRW und NRWision aufweisen. Gefördert werden insbesondere neue Angebote und Projekte mit den Schwerpunkten:
- Stärkung der lokalen Identität,
- Entgegenwirkung von Desinformation,
- Vernetzung unterschiedlicher Akteure mit dem Ziel der nachhaltigen Förderung von vielfältigen Partizipationsangeboten,
- Stärkung von Teilhabe, insbesondere durch Integration und Inklusion,
- partizipative Modelle für jüngere Menschen.
Mit bis zu 10.000 Euro werden Modellprojekte gefördert, die innovative Ansätze für die Förderung von Partizipation aufzeigen, indem sie Erkenntnisse im Hinblick auf die Entwicklung, Erprobung, Weiterentwicklung und den Transfer von Methoden und Konzeptionen ermöglichen.
Impulsprojekte wie Veranstaltungen oder zeitlich begrenzte Aktionen mit kürzeren Laufzeiten können mit bis zu 2.000 Euro gefördert werden.
Landesverband Bürgermedien bemängeln Kürzungen
Eine der zentralen Aufgaben der Landesmedienanstalt NRW ist die Förderung der Vielfalt in den Medien. Damit soll die demokratische Gesellschaft gestärkt werden. Für diese Aufgabe stellt die LfM NRW immer weniger Mittel zur Verfügung, bemängelt der Landesverband Bürgermedien NRW (LBM).
„Bürgermedien bekommen weniger Geld, sollen damit aber mehr erreichen als bisher,“
bilanziert Jan Leye, Vorstandsmitglied des Landesverbandes Bürgermedien. Seit 30 Jahren haben sich bürgermediale Einrichtungen zum Ziel gesetzt, die Partizipation im lokalen Raum zu ermöglichen und unterstützen Menschen dabei, ihr Thema in den Bürgermedien einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Alle paar Jahre stellt die LfM NRW ihre Förderung der Bürgermedien um. Die existierenden Strukturen werden nicht weiter unterstützt. Simon Brinkmann, LBM-Vorstandsmitglied kritisiert:
„Anstatt aber darauf aufzubauen, reißt man diesen etablierten Anlaufstellen für Bürger*innen in den Städten und Kommunen in NRW den Boden unter den Füßen weg und setzt auf Experimente“.
Die Mitglieder des LBM entwickeln seit Jahren ihre Arbeit weiter, gehen neue Kooperationen ein, um zusammen mit Interessierten aus ihrer Region einen öffentlichen Diskurs zu ermöglichen. Es existieren also bereits funktionierende lokale Konzepte, die individuelle Schwerpunkte haben. Das unterstreicht auch die Medienanstalt selbst in ihrem Positionspapier zur Zukunft der Bürgermedien.
In NRW gibt es 53 Kreise und kreisfreie Städte, gefördert werden allerdings nur sechs Modellprojekte und 20 so genannte Impulsprojekte. In etwa die Hälfte der Gebietskörperschaften wird keine Förderung fließen. Der LBM bemängelt, die Kürzung des bisherigen Budgets um 50.000 Euro. Die Mittel standen zur Förderung von sechs Regionalstellen und ihren Lokalen Botschafter*innen, die in Zukunft nicht mehr gefördert werden. Damit müssen sich die betroffenen Einrichtungen nach wenigen Jahren wieder einmal in kürzester Zeit finanziell komplett neu aufstellen. Kritisiert wird auch, dass trotz aktueller Pandemie die Medienanstalt innerhalb eines Monats ein fertiges Konzept für innovative Projekte erwartet und die trotz häufig wechselnder Verordnungen des Landes NRW bis zum Jahresende abzuschließen sind.
„Auf diese Art und Weise wird einer nachhaltigen Weiterentwicklung von vornherein ein Riegel vorgeschoben“,
erklärt Leye. Die LBM hofft auf eine faire Verteilung der geringen Mittel und fordert von der LfM NRW einen öffentlichen und transparenten Evaluationsprozess im Anschluss.