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Witten. Im November hat die Bogestra angefangen auf den bevorstehenden Fahrplanwechsel in Witten in ihren Fahrzeugen hinzuweisen. Die Verkehrsunternehmen tauschten bereits Ende November die Aushangfahrpläne an vielen Bushaltestellen im Stadtgebiet gegen Neue. Der neue Fahrplan tritt erst am 15. Dezember in Kraft. Die neuen Abfahrtszeiten und Linienführungen in Witten sind Gesprächsthema bei vielen Fahrgästen. Einen Überblick über die Änderungen verschafft am Sonntag (8.12.) der Bürgerfunk. Die Verkehrsplaner Uwe Tietz und Jürgen Tannenfels von der Kreisverwaltung beantworten von 19:04 Uhr bis 20:56 Uhr unsere Fragen. Warum das ÖPNV-Angebot an einigen Stellen in der Stadt reduziert und an anderen aufgewertet wird, hören Sie auf Radio Ennepe Ruhr 104,2 MHz.
Von „B“ wie Breckerfeld bis „W“ wie Witten geht Marek Schirmer Stadt für Stadt mit den ÖPNV-Planern durch. Sie erläutern die Änderungen im Bus und Bahn-Netz im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Nicht nur Witten ist betroffen.
Die Hörer erhalten Antworten auf die Frage, warum der Bus nun anders fahren muss. 90 Minuten lang beleuten die Interviewpartner die Änderungen im Bahnnetz und in den am stärksten betroffenen Städten Hattingen und Witten.
Witten: Betroffen sind alle Stadtteile
Nicht in allen Stadtteilen gibt es so immense Angebotskürzungen, wie in Bommern und Herbede. In allen Stadtteilen wurde die eine oder andere Fahrt eingespart. Die Kürzungen erfolgen so, dass nicht viele Fahrgäste betroffen sind. Beispielsweise endet der letzte 320er um Mitternacht ab Rüdinghausen nicht mehr am Hbf., sondern an der Haltestelle Annen Nord. Im gleichen Moment fährt die S-Bahn in Richtung Dortmund in die Station ein.
Der 375er bekommt neue Abfahrtszeiten, eine andere Linienführung in Herbede und fährt Kämpen und Durchholz an. In der Nebenverkehrszeit endet der Bus auch mal an der Potthofstraße. Tagsüber wird stattdessen die Ruhr-Universität angesteuert.
Stockum und Universität Witten/Herdecke
Der 371er fährt zwar häufiger nach Stockum, aber dafür 15-mal am Tag weniger zur S-Bahn nach DO-Oespel. Dort hatten die Wittener Studenten und die Stockumer bis jetzt einen bequemen Anschluss nach Bochum und Dortmund. Nach dem Fahrplanwechsel werden sie nur noch die Rücklichter der S-Bahn nach Bochum sehen. Auch in der Gegenrichtung wird es kritisch, denn die S-Bahn kommt zur gleichen Minute an, zu der der Bus abfährt. Auch am Wittener Hauptbahnhof sind die Anschlüsse der Linie 371 in Richtung Bochum suboptimal. Entweder warten die Fahrgäste lange oder müssen zur Bahn rennen.
Bommern
Noch schlimmer trifft es die Fahrgäste in Bommern. Hier wird jede vierte Fahrt in die Stadtmitte aus dem Fahrplan gestrichen. Zwischen Bommern Wasserturm und Durchholzer Platz entfällt jeder fünfte Bus der Linie 379. Auf dem gleichen Abschnitt wird samstags sogar jede zweite Fahrt aus dem Fahrplan genommen. Sonntags fährt durch Bommerholz gar kein Bus mehr. Die Linie 378 entfällt zwischen Bochum-Langendreer Markt und Bommern Denkmal. Den Abschnitt Langendreer Markt – Witten Rathaus übernimmt die neue Straßenbahnlinie 309, die allerdings sonnstags nicht fahren wird. Die Haltestelle Bommern Denkmal wird in Bommern Mitte umbenannt und verlegt auf dem Bodenborn zwischen Altestraße und den Bommerfelder Ring. Die neue Haltestelle wird von allen Buslinien bedient.
Kämpen
Die Kürzungen werden auch im Bereich Kämpen – Durchholz spürbar. Hier entfällt werktags jeder fünfte Fahrt, samstags bleiben nur 61 % erhalten und sonntags nur noch 17 von 34. Zusätzlich verlängert sich die Fahrzeit um 50 %, denn über Bommern kamen die Durchholzer in 26 Minuten zum Rathaus. Durch den Wegfall der Linie 379 in der Schwachverkehrszeit fahren sie mit der Linie 375 in Zukunft in 39 Minuten bis zum Rathaus.
Herbede außer Takt
In Herbede Mitte muß jeder fünfte Bus in Richtung Stadtmitte der „Optimierung“ weichen. Auch ein Takt von der Haltestelle Herbede Mitte in die Stadtmitte ist nicht erkennbar. In 26 Minuten fahren drei Busse hintereinander. Als erster startet zur Minute 29 der Schnellbus SB38 nach Ennepetal. Nur sieben Minuten später folgt der 320er nach Rüdinghausen und um 55 der 375er zum Wartenberg. Die nächste Direktverbindung zum Hauptbahnhof gibt es erst wieder in 34 Minuten. Wer Umsteigen mag, kann zwischendurch den neuen 374er ausprobieren. Die Linie fährt allerdings vom Vormholz nach Heven Dorf und über die Kleinherbeder Straße zur Ruhruniversität. An Heven Dorf können die Fahrgäste in die Straßenbahn umsteigen, dort gibt es allerdings eine Bushaltestelle ohne Bürgersteig. Die Studenten nervt es jetzt schon, dass sie an diesem Umsteigepunkt zwischen drei Haltestellen laufen müssen. Sie laufen immer zu dem Bus mit der geringsten Verspätung.
Heven nicht nur Gewinner.
Nach einem erfolgreichen Bürgerprotest bleibt die Straßenbahn Heven erhalten. Die Linie 310 wird von einem 20- auf einem 30-Minuten-Takt umgestellt. Eine direkte Fahrt nach von Heven über BO-Langendreer nach Bochum gibt es voraussichtlich erst im Herbst 2020. Auch auf der Linie 310 gibt es Kürzungen im Abendverkehr und die Fahrt nach Bochum dauert acht Minuten länger im Vergleich zu heute.
Die Linie 378 wird nicht mehr nach Witten fahren. Den Linienweg zwischen Langendreer und Witten Rathaus übernimmt eine neue Straßenbahnlinie 309. Diese verkehrt im Halbstunden-Takt von Heven bis zur S-Bahn in Langendreer, bis zum Herbst 2020 allerdings nur bis Crengeldanz. Dort startet dann der Schienenersatzverkehr. Tagsüber, in der so genannten Haupt- und Nebenverkehrszeit verkehrt die 309 alle 30 Minuten. Abends und sonntags verkehrt sie gar nicht.
Vom Crengeldanz bis Langendreer S-Bahn kommen die Fahrgäste mit einem Straßenbahnersatzverkehr mit der Bezeichnung 309E und 310E. Wird die neue Straßenbahnstrecke zwischen Witten und Bochum eingeweiht, entfällt der Ersatzverkehr. In der Schwachverkehrszeit wird die Direktverbindung zur S-Bahn entfallen. Die Linie 310 biegt dann am Langendreer Markt in die Unterstraße ein und fährt nach Höntrop Kirche.
S-Bahn im neuen Takt
Der Verkehrverbund Rhein-Ruhr lobt seinen neuen Takt im S-Bahn-Netz. Die Fahrgäste im Ennepe-Ruhr-Kreis profitieren leider nicht davon. Die Linie S5 (Dortmund – Witten – Hagen) bekommt zwar neue Abfahrtszeiten aber keinen besseren Takt, es bleibt bei „alle 30 Minuten“.
Die S-Bahn-Linie S3 (Hattingen – Essen – Oberhausen) wird sogar von einem 20- auf einem 30-Minuten-Takt reduziert. Grund hierfür sind betriebliche Abläufe im Essener Hbf. und der eingleisige Betrieb in der Hattinger Stadtmitte.
Die S-Bahn-Linie S8 verkehret durch den Ennepe-Ruhr-Kreis nur noch stündlich, bis jetzt im 20-/40-Minuten-Takt. Dafür wird die S8 durch die Linie S9 ergänzt. Die S9 kommt von Bottrop über Essen Hbf, den Kreis Mettmann nach Wuppertal und endet bis jetzt dort. Ab dem Fahrplanwechsel wird sie weitergeführt über Schwelm und Gevelsberg nach Hagen Hbf. Zwischen Hagen und Wuppertal ergibt sich auf dieser S-Bahn-Strecke ein Halbstundentakt. Die Fahrgäste aus Schwelm und Gevelsberg kommen ohne Umsteigen in die Ruhrmetropole Essen.
Keine Änderungen
Die Linien 373 (Annen – Stockum) und 376 (Witten – Herdecke – HA-Vorhalle) behalten ihren Fahrplan bei.
Rückkehr der Linie 350
Eins verkehrte die Linie 350 von Witten Rathaus über Herbede und Blankenstein nach Niedersprockhövel. Die Liniennummer wird in Zukunft erneut verwendet. Die neue Linie 350 verkehrt über ein kurzes Stück der alten Strecke: zwischen Blankenstein und Steinenhaus. Die Linie 350 ersetzt den City Express CE31. Statt im 20- verkehrt die Linie zur Freude der Menschen im Hammertal im 15-Minuten-Takt. So kommen sie wenigstens viermal in der Stunde nach Bochum und Hattingen. Nach Witten bleibt die Verbindung so schlecht, wie sie war.